Menden um 1620 (Teufelsturm zweiter von links)
Hier ein kurzer Auszug aus der Geschichte von Seite 87 - 89 aus dem Buch.
Hexen und Zauberer 1628 in Menden
von D.Albrecht
Seit dem 13.Jahrhundert bestrafte das bürgerliche Recht die Zauberei mit dem Feuertod und wurde von der kirchlichen und weltlichen Gerichtsbarkeit verfolgt. Unter Kaiser Karl V.* erschien 1530 die Peinliche Gerichtsordnung, die so genannte Carolina, die Zauberei als Kriminalverbrechen verfolgte. Der Französische Staatstheoretiker Jean Bochin verfasste die Schrift „De magarun danomona mia„ (Über das Teuflische der Zauberer„) und löste mit dieser Schrift im westlichen Teil von Deutschland mehrere Verfolgungswellen aus. Damit war der Hexenverfolgung Tür und Tor geöffnet, wie unser Fall aus der Grenzfeste des Kurkölschen Menden im Sauerland zeigt. Man schrieb das Jahr Anno Domini 1628, im schon kalten Oktober, als der Fuhrmann Peter Herrmann aus dem hessischen Kassel kommend seine Pferde eilig zum unteren Stadttor von Menden lenkte um noch rechtzeitig vor dem Abendgeläut in die Stadt zu kommen. Am Tor wurde der Fuhrmann von der Stadtwache angehalten um nach verdächtigen Waren zu suchen und die fällige Steuer zu entrichten. Fuhrmann Herrmann hatte Ware für Caspar Scheda dem Wirt des Weinhauses geladen, 3 Fässer Branntwein*, 2 Fässer Tran, 1 Fass Butter, für 400 Pfund Käse und 200 Pfund Gewürz. Geduldig wartete der Fuhrmann bis die Steuer auf den letzten Kreuzer und Groschen ausgerechnet war, dann durfte er endlich passieren. Beim Hof vom Wirt angekommen, rief er mit lauter Stimme nach Caspar Scheda „He Scheda, der Branntwein ist da, wollen gleich abladen„. Der Wirt tritt aus dem Weinhaus um den Fuhrmann zu begrüßen und mit seinem Gehilfen die Ware abzuladen. Damit die Waren schnell in den kühlen Keller gelangen werden Bretter an das Fuhrwerk gelegt und die Fässer herunter gerollt. „Gut das es schon kalt ist„ sagt Scheda zu Hermann, „dann bleibt die Ware länger frisch und ich muß nicht so oft bestellen„. „Komme doch auf dem Rückweg von Dortmund wieder an der Stadt vorbei„ meint Peter Herrmann. Seit verschiedene Städte in Westfalen der Hanse angeschlossen waren, konnten auch exotische Waren wie seltene Gewürze, Weihrauch und seidene Stoffe geliefert werden. Nach getaner Arbeit setzte sich Hermann zum Wirt um bei einem Krug Bier die gelieferten Waren abzurechnen. Der Schankraum war in den Abendstunden schon mit vielen Gästen aus der Stadt und dem Umland gut besucht und es waren kaum noch Plätze frei. Am Nachbartisch hatten sich Franz Hellmich, genannt der Lahme und Blasius Billi, der Frohne von Wimbern niedergelassen um gemütlich einen Krug Bier zu trinken und sich den neusten Klatsch aus der Stadt Menden zu erzählen. Nachdem die Beiden bereits einige Krüge des starken Bieres getrunken hatten wurde das Gespräch immer lauter und die Nachbartische horchten auf. Lärmend spricht Hellmich der Lahme von einer Beobachtung am Kirchplatz von Wimbern, wo vom Donnerstag auf dem Freitag ein Teufelstanz stattgefunden hätte. Sofort ist Billi der Frohne von Wimbern stocknüchtern und versucht Franz Hellmich zum Schweigen zu bringen. „Franz schweig um Gottes Willen, du bringst uns in große Schwierigkeiten„. Franz ist jedoch vom Alkohol so benebelt, dass er immer weiter redet. „Was ich gesehen habe, habe ich gesehen„ spricht der Lahme „Zu den Teufelstänzen wären die Hexen und Zauberer auf dem Besenstil geritten und die Spielleute machten Musik auf Pferdeköpfen und ungewöhnlichen Instrumenten„. Eine große Stille ist plötzlich im Weinhaus zu merken, keiner spricht und immer mehr Gäste verlassen eilig den Schankraum. Blasius packt Franz am Arm und versucht ihn zum mitgehen zu bewegen, aber der Betrunkene bleibt auf seiner Bank sitzen. Plötzlich geht die Tür des Weinhauses auf und zwei Ratsdiener betreten den Gastraum und gehen zielstrebig auf Franz Hellmich und Blasius Billi zu. Die Ratsdiener fordern die beiden zum mitkommen auf, es läge eine Denunziation* vor und sie sind der Zauberei angeklagt. Ungläubig schaut Billi der Frohne die Ratsdiener an, Franz Hellmich stiert aus trunkenen Augen. War jemand in damaliger Zeit der Zauberei verdächtig wurde vom Gericht seine Vorladung beschlossen und die Verhaftung erfolgte durch die Ratsdiener sofort. Wie betäubt folgten die beiden den Ratsdienern auf den Weg zum Turmgefängnis an der Stadtmauer, genannt der Duivels- oder Düfelsturm (Teufelsturm). Bevor Billi der Frohne und Hellmrich der Lahme wussten was ihnen geschah, waren sie schon im Verließ mit Ketten an die Turmwand geschlossen. Einer der Ratsdiener sagte noch „Morgen werdet ihr dem Gericht vorgeführt und verließ den Turm. Lange schwiegen die beiden Verhafteten und konnten sich nicht erklären wer sie denunziert hatte. Wie Billi wusste, konnte ein Richter ein Verfahren wegen Zauberei auf ein bloßes Gerücht nicht aufnehmen, also musste sie jemand angezeigt haben. So grübelten und warteten die beiden im kalten Turmgefängnis auf den nächsten Tag und dem bevorstehenden Verhör. (Die vollständige Geschichte können Sie im Buch nachlesen)